Vom Flüchtling zum Jugendarbeiter

Vom Flüchtling zum Jugendarbeiter- Österreichs erste Jugendarbeiter mit Fluchterfahrung absolvierten den Diplomlehrgang Jugendarbeit mit Auszeichnung

An 22 Teilnehmer_innen des Diplomlehrgangs Jugendarbeit wurden im Rahmen eines feierlichen Festaktes im Weiterbildungszentrum Schloss Hofen die Zertifikate zum/zur „Diplomierten Jugendarbeiter_in“ überreicht. Dabei konnten auch zwei Männer mit Fluchterfahrung ihr Diplom entgegennehmen. Murtada Alhusseini aus dem Irak und Maher Qaddoura aus Syrien absolvierten diese Ausbildung mit Auszeichnung.

Möglich wurde dies durch die Initiative der Offenen Jugendarbeit Dornbirn, die gemeinsam mit Schloss Hofen und mit Unterstützung durch das Land Vorarlberg den Rahmen für diese Möglichkeit geschaffen haben. „Jugendarbeit steht vor neuen Herausforderungen, weil vermehrt junge Menschen mit Fluchterfahrung mit unterschiedlichsten Biographien in der Jugendarbeit angekommen sind. Das wird uns auch die nächsten Jahrzehnte begleiten. Dafür brauchen wir ausgebildete Fachkräfte, die Ähnliches erlebt haben, beide Sprachen sprechen und hier wichtige Vermittlungsarbeit leisten können“, so Dr. Martin Hagen, Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Dornbirn.

Durchgeführte Projekte mit erfreulich hohem Niveau

Beeindruckt von den Projekten, welche von den beiden Lehrgangsteilnehmern durchgeführt wurden, zeigte sich Martin Bentele, Leiter des Fachbereichs Soziale Arbeit in Schloss Hofen und Vorsitzender der Prüfungskommission: „Das sind Projekte mit Vorbildcharakter für die Offene Jugendarbeit und das hohe Niveau ist sehr erfreulich“. So führte etwa Maher Qaddoura, 31 Jahre alt und aus Aleppo, in seinem Abschlussprojekt ein Projekt zur politischen Bildung von Flüchtlingen durch. Maher Qaddoura: „Es freut mich, dass die Idee eines Projekts wie das Politische Symposium wahr geworden ist und diese Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält. Dieses Projekt unterstützt junge Menschen mit Fluchterfahrung. Es wurde Wissen über die Gesetze, Normen und Grundsätze des hier geltenden Systems vermittelt. Dieses Projekt ist ein Teil von welcome.zu.flucht. Das Ziel ist es, die jungen Menschen mit Fluchterfahrung in der Integration zu unterstützten und ihnen das politische System in Österreich näherzubringen.“  

Murtada Alhusseini, 28 Jahre alt aus Bagdad, lobte das kollegiale Klima innerhalb der Ausbildungsgruppe und die Methodenvielfalt: „Die Ausbildung war sehr gut, weil mich die Vortragenden und die KollegInnen sehr freundschaftlich behandelt haben. Die Methoden, welche ich in der Ausbildung gelernt habe, sind sehr wichtig und hilfreich für meine Arbeit als Jugendarbeiter. Ich komme ursprünglich aus dem Irak. Dort gibt es Bürgerkrieg, Terror und die Milizen machen alles kaputt. Die Jugendlichen dort sind alleine mit ihren Problemen. Ich kenne die Situation sehr gut, weil ich auch von den Milizen flüchten musste. Jetzt will ich den Jugendlichen helfen und mit ihnen gemeinsam eine bessere Zukunft machen“.

Jugendarbeiter mit Fluchterfahrung schaffen Begegnungsräume

Die beiden Absolventen werden in Zukunft im Rahmen der Initiative „welcome.zu.flucht“ einen wichtigen Beitrag leisten. Es geht darum, Begegnungsräume zwischen Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung zu schaffen, um sozialen Frieden und Sicherheit innerhalb der Gesellschaft zu gewährleisten.