„Technological advancement is rapid, changing the entire world in its awake. The advancement of technology has a wide impact on almost every working area and method we know and on our daily lives.“ (Verke 2017: 44)
Der Prozess der Digitalisierung und dessen weitreichende gesellschaftliche Veränderungen betreffen vordergründig die junge Generation und nehmen damit Einfluss auf die Jugendarbeit und ihre Methoden. Globale Trends in den Bereichen Technologie und Innovation müssen in der Entwicklung der Jugendarbeit berücksichtigt und Strategien, Methoden und Ziele auf diese angepasst werden. Dabei gilt es, die Chancen, welche die Technologie derzeit ermöglicht, aktiv zu nutzen und stets einen neugierigen Blick auf zukünftige Entwicklungen und Phänomene zu richten.
Bereits seit einigen Jahren ist die OJAD auf verschiedenen Trainings, Konferenzen und Lehrgänge im Bereich „digitaler Jugendarbeit & Making“ vertreten und aktiv beteiligt. Die Themenschwerpunkte reichen dabei von der Theorie bis zur praktischen Umsetzung digitaler Strategien in der Jugendarbeit und beinhalten praktische Beispiele aus Finnland und anderen europäischen Ländern, Ergebnisse aus der Forschung zu Digitalisierung, bis hin zu den Empfehlungen für die Entwicklung digitaler Jugendarbeit auf nationaler sowie auf EU-Ebene.
Von diesen Veranstaltungen kann die OJAD neben immer wieder neuen inhaltlichen und methodischen Erkenntnisse und Werkzeuge auch neue Kontakte für zukünftige Projekte im Bereich digitaler Jugendarbeit mitnehmen. Sehr interessant ist dabei auch, die OJAD und ihre Strategien zur digitalen Jugendarbeit in einen europäischen Vergleich zu setzen und eine europäische Perspektive in eine lokal agierende Organisation einbringen zu können. Best Practice aus anderen europäischen Ländern kennenzulernen hilft bei der Erweiterung des Horizonts und der eigenen Entwicklung einer digitalen Jugendarbeit.
Besondere Herausforderung der offenen Jugendarbeit im Kontext digitaler Bildung
„Vereinfacht gesagt, steht der Begriff “digitale Jugendarbeit” für den Einsatz von digitalen Medien und Technologien in der Jugendarbeit. Digitale Jugendarbeit zielt darauf ab, die Teilhabe und Handlungsmöglichkeiten von Jugendlichen in einer zunehmend digital geprägten Gesellschaft umfassend zu stärken. Digitale Jugendarbeit umschließt alle Bereiche der Jugendarbeit, unterstützt die Ziele der Jugendarbeit und trennt nicht zwischen On- und Offline-Angeboten. Die Digitalisierung ist auf vielfältige Art und Weise in den Alltag und die kulturellen Praxen von Jugendlichen verwoben. Aus diesem Grund befasst sich Jugendarbeit mit digitalen Medien und Technologien in drei Dimensionen:
- Digitale Medien sind Inhalt und Gegenstand von pädagogischer Auseinandersetzung
- Digitale Medien sind Werkzeug für die Jugendarbeit
- Digitale Medien sind ein Handlungsraum, eine Handlungsumgebung für die Jugendarbeit“
Ursprungstext: Heikki Lauha, Suvi Tuominen (Hrsg.) Kohti digitaalista nuorisotyötä (VERKE, Finnland 2016); Deutsche Übersetzung/ Adaption: Anu Pöyskö, Michaela Anderle: Digitale Jugendarbeit (wienXtra-medienzentrum, Wien 2017)
Aufgabe der Jugendarbeit ist es, junge Menschen zu begleiten und sie in der Entwicklung der in Zukunft benötigten Fähigkeiten und Kompetenzen zu unterstützen. Eine gute Qualifizierung von Jugendlichen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft ist eine wichtige Voraussetzung für den volkswirtschaftlichen Wohlstand und den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. Die OJA wird als Anlaufstelle und Begegnungsort von sehr unterschiedlichen Jugendlichen genutzt. Sie ist damit neben der Familie (1. Ort) der Schule und dem Arbeitsplatz (2. Ort) ein 3. Ort für sie, an dem sie sich ohne Vorgaben und Leistungsziele mit andere Jugendlichen treffen und sein können. Um sicherzustellen, dass alle Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ihr Potenzial in Aus- und Weiterbildung ausschöpfen können, ist ein chancengerechter Zugang zu Bildung notwendig. Dieser Bereich hat vor allem vor dem Hintergrund einer größer werdenden Zahl von Jugendlichen, die mit den (akademisch-kognitiven) Lernformaten in der Schule nicht erreicht werden, viel Potenzial für die Zukunft. Jugendliche können den Anforderungen der Schule abhängig von ihrer sozialen Herkunft und den damit zur Verfügung stehenden Ressourcen (Kapitalien in Form von Gelegenheits- und Möglichkeitsstrukturen) unterschiedlich erfüllen, was das Ausmaß ihrer Anschlussfähigkeit an die Schule und Gesellschaft sowie die Position am Arbeitsmarkt bestimmt. Dadurch geht viel Potenzial verloren, das z.B. in Form von Facharbeitern fehlt. Anstatt Jugendlichen als Facharbeiter auszubilden, werden sie über Transferleistungen und Arbeitsmarktprogramme als unqualifizierte Arbeiter in den Arbeitsmarkt zu integrieren versucht. Eine zentrale Frage lautet deshalb, wie die Anschlussfähigkeit dieser Jugendlichen im bestehenden Aus- und Weiterbildungssystem besser gefördert werden kann. (vgl. Burtscher-Mathis)
Viele Jugendliche brauchen neben der Schule deshalb alternative Lern- und Experimentierräume. Die OJA bietet dafür eine Struktur. Spezifisches Merkmal der Angebote der offenen Jugendarbeit ist die Verknüpfung von informellen und formellen Lernsettings im Sinne einer Ganztagsbildung. Jugendliche können sich ohne Zwang zwischen den verschiedenen Angeboten hin und her bewegen und partizipieren. Sie erhalten damit eine ganztägige Lernstruktur, die sie aber nicht als Verpflichtung, sondern als Angebot wahrnehmen. Entscheidend für den Erfolg ist, dass die Angebote bei den lebensweltlichen Interessen der Jugendlichen ansetzen und damit zielgruppen- und ressourcenorientiert ausgerichtet sind. (vgl. Burtscher-Mathis)
Besonders im Hinblick auf neue Technologien wird es zunehmend wichtiger junge Menschen in ihrer Informations- und Kommunikationskompetenz sowie die Fähigkeit zur Teamarbeit zu stärken. Die Förderung strategischer (digitaler) Kompetenzen, welche die Nutzung digitaler Medien zur Erreichung bestimmter persönlicher und beruflicher Ziele beinhalten, ist ebenso wesentlicher Teil digitaler Jugendarbeit. Zentral ist weiters die Vermittlung der Kompetenzen zur Erstellung eigener Inhalte sowie die Fähigkeit zur Kreativität. Dabei ist es wichtig Jugendliche ermutigen zu experimentieren, auszuprobieren und ihre Fähigkeiten dabei einzusetzen Neues zu kreieren und sich selbst auszudrücken. Vordergründig geht es darum über einfache aber attraktive Angebote erste Berührungspunkte und Zugänge zu schaffen und das Interesse auf Technologie und digitale Medien zu wecken. In erster Linie soll Technologie Spaß machen – professionelle Fähigkeiten folgen dann ganz natürlich.
In diesem Bereich übernimmt die offene Jugendarbeit über ihren engen Kontakt zu unterschiedlichen Jugendgruppen die Funktion als Innovationsmotor. Die stärkere Einbeziehung von Technologien und digitaler Medien für Lernprozesse stellt hier eine Zukunftsaufgabe dar, in der die offene Jugendarbeit zusammen mit den Jugendlichen neue innovative Formate entwickeln kann. Die Rolle der Jugendarbeit sollte dabei die eines „Enablers“, also die einer befähigenden und ermöglichenden Sozialisationsinstanz sein, die neue Wege aufzeigt sowie neue digitale Tools sowie digitale Lern- und Experimentierräume zur Verfügung stellt. Dies ist besonders im Hinblick auf den „digital gap“ der die Unterschiede der Nutzung und damit einhergehend die Kompetenzen im Hinblick auf Technologie in unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten aufzeigt, wichtig. Nicht jede/r Jugendliche hat die Chance – aus ökonomischen oder anderen Gründen sozialer Benachteiligung – mit neuen technologischen Möglichkeiten zu experimentieren und sich so die heute für eine/n selbstbestimmen und kritischen Bürger*in so wichtigen digitalen Kompetenzen anzueignen.